
Formen aus der Vergangenheit wecken Erinnerungen und positiv besetzte Gefühle an (vermeintlich) bessere Zeiten. Auch Autohersteller setzen manchmal auf diesen Effekt. Man denke nur an den mittelprächtig erfolgreichen VW New Beetle/Beetle oder jetzt ganz frisch den neuen Renault Twingo Electric. Er greift viele Elemente des kulleräugigen Urmodells von 1993 auf.
Das soll für einen Liebhab-Effekt sorgen und Kaufanreize setzen. Aber auch ein wenig die nicht herausragenden Werte von gut 265 Kilometer Reichweite und nur 50-kW-Schnellladung übertünchen. Im besten Fall kauft die Kundschaft den neuen Twingo, weil er einfach sympathisch aussieht.
Er ist jedenfalls das vorerst letzte Mitglied des Retro-E-Trios, das mit Renault 5 und Renault 4 seinen Anfang nahm. Nicht vergessen wollen wir auch die Alpine A290, die sich optisch noch mehr am alten R5 Turbo orientiert und den extremen Renault 5 Turbo 3E, der weit sechsstellig kosten wird.
Renault 4 E-Tech
Renault 5 Turbo 3E bei der Rallye Tour de Corse
Welche Hersteller spielen noch die Retro-Karte? Auch hier ist Alpine zu nennen. Die A110 kam 2017 heraus und orientierte sich optisch am namensgleichen Vorgänger der 1960er und 1970er. Für die aktuelle A110 schlägt 2026 das letzte Stündlein. Dodge wiederum zitiert beim neuen Charger (und dort speziell beim Dreitürer) das historische Modell, bekannt aus dem Spielfilm "Bullitt".
Alpine A110 GTS (2025) im Test
2026 Dodge Charger Sixpack Scat Pack
Fiat landete 2007 mit dem damals neuen 500 einen Retro-Volltreffer. Seit 2020 führt die optisch etwas straffere Elektroversion das Thema fort, in Kürze wird es hier auch wieder einen Verbrenner geben. Der noch recht frische Granda Panda hingegen zitiert nicht so stark den Panda von 1980, doch besonders am Heck sind die Parallelen offensichtlich. Auch beim Leichtfahrzeug Topolino setzen die Italiener auf Nostalgie, sowohl optisch wie auch namentlich. Und natürlich spielt auch der elektrische Abarth 500e mit Retroelementen.
Fiat 500 Hybrid Torino (2025)
Fiat Topolino (2023)
Fiat Grande Panda 1,2-Liter-Turbo (2025)
Ferrari 12Cilindri (2024)
Ford Capri (2024)
Apropos Italien: Ferrari erinnert an der Frontpartie des 12Cilindri an den legendären 365 GTB/4 "Daytona". Bei Ford zeigt sich ein gemischtes Bild: Der Verbrenner-Mustang zitiert seit gut 20 Jahren seine historischen Vorbilder, während der Mustang Mach-E den Verbrenner-Mustang zitiert. Wie Retro nicht geht, zeigt die Namenswahl Capri für ein Elektro-SUV. Dort verweist einzig der Verlauf der hinteren Seitenscheibe auf das Original von 1969.
Toyota Land Cruiser First Edition (2024)
Land Rover Defender OCTA (2024)
Mini Cooper E Classic
Mit eher diskretem Retro-Charme buhlt der aktuelle Land Rover Defender um Kunden, ähnlich der neue Toyota Land Cruiser J250, während Mini die eigene Vergangenheit und das "Go-Kart-Feeling" beinahe überstrapaziert. Aber der 3,88 Meter kurze Mini Cooper Dreitürer zielt insbesondere als Elektroauto auf den neuen Twingo.
Sehr stark wollte der Microlino die Nostalgiekarte ausspielen und zitierte die BMW Isetta samt Fronttür. Doch hohe Preise und ein nur mäßiger Gegenwert haben einen möglichen Erfolg verhagelt. Mit hohen Preisen hat auch der VW ID. Buzz zu kämpfen. Er ist das bislang einzige Modell der ID.-Familie mit Retro-Design, da der ID. Buggy und ein möglicher ID. Beetle nie verwirklicht wurden.
Microlino (2023)
VW ID.Buzz
Morgan Supersport (2025)
Mercedes G 580 EQ (2025)
Porsche 911 Turbo S (2026) im Test
Gewissermaßen ihr eigenes Retromodell sind langlebige Modelle und Baureihen wie der Mercedes G (inzwischen auch elektrisch erhältlich), der Porsche 911 oder das Angebot der Firmen Morgan und Caterham.