Alpine A390 GT (2026) im ersten Test: Bildschön, aber was kann sie?

Alpine schickt mit der A390 seinen ersten elektrischen Fastback ins Rennen. Drei Motoren, 400 PS, Allrad. Das klingt nach Spaß. Wir sind in Andalusien die ersten Kilometer gefahren und haben gecheckt, was der französische Sportler kann und wieviel Alpine-Spirit drin steckt.

Schon von weitem fällt das Auto auf. Die Proportionen stimmen, die flache Dachlinie erinnert an die A110, und in diesem herrlichen Blau Metallic kommt der Alpine-Spirit optisch richtig zur Geltung. Die 21-Zoll-Felgen im Schneeflocken Design sehen spektakulär aus. Optisch ein Statement, praktisch allerdings ein Risiko bei jeder Bordsteinkante.

Innen wird es zwiespältig. Die Basis stammt von Renault, das sieht man sofort. Zwei 12-Zoll-Displays, Android Automotive, klare Menüs. Alpine hat eigene Grafiken spendiert und ein sportliches Lenkrad, auf dem die wichtigsten Funktionen liegen. Der blaue RCH Regler steuert die Rekuperation in vier Stufen, die rote OV Taste gibt zehn Sekunden Boost frei. 

Bildergalerie: Alpine A390 (2026) im Test

Alpine A390 2026 Test
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Die Sitze bieten guten Halt und ausreichend Komfort. Der schwarze Alcantara Himmel passt. Vorne sitzt man gut, die Ergonomie stimmt, hinten wird es hingegen eng. Sehr eng. Bei 1,87 Meter Körpergröße habe ich praktisch keine Chance, hinter mir selbst zu sitzen. Die Knie stoßen an, die Füße finden kaum Platz. Die Rückbank ist tief montiert, der Boden hoch, die Oberschenkel hängen in der Luft. Für Kinder geht das, für Erwachsene wird es zur Geduldsprobe. Wenn man bedenkt, dass ein Renault Scenic auf ähnlicher Plattform deutlich mehr Raum bietet, ist das ernüchternd.

Der Antrieb macht durchaus Laune. Drei Elektromotoren treiben die A390 an, einer vorn, zwei hinten. Das ermöglicht Torque Vectoring, d.h. jedes Hinterrad bekommt einzeln Drehmoment, das macht das Auto unfassbar agil. Die GT Version leistet 400 PS und 661 Nm. 0 bis 100 in 4,8 Sekunden, Spitze 200 km/h. Die GTS kommt später mit 470 PS und 824 Nm. 0 bis 100 in 3,9 Sekunden, Spitze 220 km/h. 

Die 89 kWh Batterie soll bis zu 551 Kilometer WLTP schaffen. Im Test zeigte der Bordcomputer beim Start rund 450 Kilometer. Bei gemäßigter Fahrt lagen wir bei 23 kWh pro 100 Kilometer. Sportlich in den Bergen waren es 35 kWh, im Alltag etwa 25 kWh. Laden geht flott, an DC lädt der GT mit bis zu 150 kW, der GTS mit 190 kW. Von 15 bis 80 Prozent dauert es unter 29 Minuten im GT, unter 25 Minuten im GTS.

Beim Fahrwerk überrascht der Komfort. Alpine opfert das letzte bisschen Härte zugunsten eines vielseitigeren Charakters. Das funktioniert. Querfugen filtert das Auto sauber, auf schnellen Passagen gibt es merkliche Bewegungen, was für eine sehr lebendige Fahrweise sorgt. Im Zusammenspiel mit den grippigen Michelin-Reifen macht die A390 auf engen Landstraßen richtig Spaß.

Die extrem direkte Lenkung braucht allerdings Eingewöhnung. Im Normalmodus fehlt das Feedback fast komplett, das Auto reagiert aber sofort auf jeden Impuls. Im Sportmodus wird es etwas besser, bleibt aber sehr hibbelig. Alpine verzichtet übrigens bewusst auf Hinterachslenkung. Die Agilität entsteht hier über Drehmomentverteilung, nicht über Geometrie.

Die Bremsen sind standfest. Vorn arbeiten 365-Millimeter-Scheiben mit 6-Kolben-Sätteln. Auch bei hoher Belastung gab es kein Fading. Über Alpine Telemetrics kann man sich Live Daten ansehen wie Bremstemperaturen, Reifendrücke oder Drehmomentverteilung. Für Trackday Fans ein nettes Feature, obwohl die A390 mit Sicherheit kein Tracktool ist. Dafür sorgt schon das Leergewicht von 2,1 Tonnen.

Das Infotainment läuft auf Android Automotive mit Google Maps und Assistant. Flüssig bedienbar, klar strukturiert. Das Devialet Soundsystem mit 13 Lautsprechern und 850 Watt klingt hochwertig. 

Beim Preis wird es ambitioniert. Die A390 GT startet bei 67.500 Euro. Mit allen Optionen liegt man schnell über 70.000 Euro. Die GTS kostet ab 78.000 Euro. Die Konkurrenz ist stark. Der Kia EV6 GT kostet rund 70.000 Euro und bietet 585 PS. Der Polestar 4 startet bei 69.900 Euro mit 544 PS. Das Tesla Model Y Performance gibt es schon ab 61.990 Euro mit 534 PS. Alpine positioniert sich im oberen Feld. Wer Preis/Leistung sucht, findet bessere Alternativen. Wer Charakter und Exklusivität will, wird hier fündig.

Die Alpine A390 ist ein sympathisches Auto mit eigenem Charakter. Das Design ist gelungen, das Torque Vectoring funktioniert hervorragend, und auf kurvigen Landstraßen macht der Fastback richtig Spaß. Allerdings gibt es deutliche Schwächen. Der Fond ist zu eng für Erwachsene. Die Lenkung braucht Eingewöhnung. Einige Zierteile wirken billig. Dazu kommt ein ambitionierter Preis bei starker Konkurrenz. Wer auf die Rücksitzbank verzichten kann und französisches Flair sucht, findet in der A390 ein interessantes Angebot.

Den ausführlichen Fahrbericht mit allen Daten, Tabellen und Messwerten findet ihr auf InsideEVs.de.

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