
Sie sind der Inbegriff der japanischen Autokultur und machen rund 40 Prozent der Zulassungen in dort aus: die Rede ist natürlich von den knuddeligen Kei-Cars – ein urjapanisches Phänomen. Denn seit 1949 unterliegen sie bestimmten Regelungen, die letztendlich beim Kauf zu steuerlichen Vergünstigungen führen.
Da sie beispielsweise europäische Sicherheitsstandards nicht erfüllen, ergeben die Knutsch-Kästen eigentlich nur in Japan Sinn. Genau deshalb werden sie auch nur von japanischen Herstellern gebaut. Doch ein großer chinesischer Autokonzern war mit seinen geringen Verkäufen in Japan nicht zufrieden, weshalb sie jetzt über das japanischste aller Segmente den lokalen Markt infiltrieren wollen. Der BYD Racco ist eine automobilgewordene Kriegserklärung.
Bildergalerie: BYD Racco (Kei Car) auf der Japan Mobility Show 2025
Der boxige Chinese ist das erste Kei-Car eines nicht japanischen Herstellers, auch wenn uns die Google-KI etwas anderes erzählen will: "Es gibt keine Kei-Cars von nicht-japanischen Herstellern, da der Markt für diese speziellen Kleinwagen ausschließlich auf Japan ausgerichtet ist."
Ja, liebe Google-KI, genau das ist der Sinn hinter BYDs Taktik. Der chinesische, staatlich geförderte Auto-Gigant will über die Kei-Car-Sparte einen Fuß in die japanische Verkaufstür setzen. Wir konnten ihn bereits auf der Japan Mobility Show betrachten. Und mit seinem Design ist er gar nicht mal so weit weg von einem erst kürzlich vorgestelltem Suzuki Vision e-Sky oder einem Mitsubishi Delica Mini und eK Space, wie auch Kollege Roland Hildebrandt vor Ort berichtet: "Wie ein übliches Kei-Car der Japaner. Könnte auch Honda dranstehen."
Der BYD Racco kommt mit der typischen kurzen Schnauze, dem kastigen Design und dem markanten hohen Dach, wie wir es in Europa beispielsweise nur von einem Nissan Cube oder Daihatsu Materia kennen. Vier Türen – wobei die hinteren als Schiebetüren daherkommen – 15-Zoll-Räder und das kurze Auto für die engen Städte in Japan ist fertig.
BYD Racco (Kei Car) auf der Japan Mobility Show 2025
BYD Racco (Kei Car) auf der Japan Mobility Show 2025
Natürlich kommt der Racco mit einem Motor, der nicht mehr als die zugelassenen 63 PS leistet. Jedoch beim chinesischen Kasten kombiniert mit einer 20-kWh- oder 40-kWh-Batterie, die Berichten von carscoops zufolge eine Reichweite von etwa 180 Kilometern versprechen. Wir reden hier also von einem E-Auto.
Erwartet wird ebenfalls eine Schnellladefunktion von 100 kW in der Spitze bei einem Preis um die 2,5 Millionen Yen (rund 14.100 Euro). Das entspricht etwa dem derzeit meistverkauften BEV Japans – dem Nissan Sakura.
Der Racco zeigt, dass BYD nicht davor zurückschreckt, auch Nischenmärkte in einzelnen Ländern zu besetzen, um sich lokal breiter aufzustellen und das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Ob diese aggressive Taktik aber gerade in einem Segment aufgeht, das absolut national geprägt ist, bleibt fragwürdig. Am Ende regelt vermutlich der Preis. Im nächsten Jahr sind wir schlauer, wenn der Racco den japanischen Kei-Car-Markt infiltriert.