
Ferrari und Bescheidenheit – das war noch nie eine stabile Beziehung. Doch wenn Novitec beim 12Cilindri Hand anlegt, verschwimmen die Grenzen zwischen italienischer Leidenschaft und schwäbischem Ingenieurseifer. Der ohnehin nicht gerade schüchterne Zwölfzylinder-Gran-Turismo bekommt von den Veredlern aus Stetten ein technisches Feintuning, das weniger nach Protz und mehr nach Präzision klingt – im wahrsten Sinne des Wortes.
Während Mansory beim gleichen Modell eher an der optischen Schmerzgrenze kratzt, geht Novitec einen subtileren Weg. Hier geht es nicht um Krawall, sondern um Klangkultur, Aerodynamik und Detailarbeit. Und passend zur anhaltenden Diskussion, ob Ferraris Verbrenner wirklich bald aussterben, liefert Novitec ein Statement aus Metall, Kohlefaser und purer Verbrennungsmagie.
Bildergalerie: Novitec Ferrari 12Cilindri (2025)
Carbon bleibt die optische Währung des Vertrauens. Frontspoiler, Hecklippe, Diffusor und Schwellerelemente bestehen aus Sichtcarbon, so präzise eingepasst, dass sie wirken, als hätte Ferrari selbst sie abgesegnet. Dazu kommen Carbon-Einsätze für Haube und Spiegel sowie dezente Luftauslässe, die die Linienführung schärfen. Das Ergebnis: weniger barock, mehr GT3.
Bei den Rädern vertraut Novitec auf Schmiedekunst aus den USA. Vossen liefert die NF11-Felgen im Format 21 Zoll vorn und 22 Zoll hinten. Mit ihren filigranen Doppelspeichen strecken sie den 12Cilindri optisch, während Sportfedern ihn um rund 30 Millimeter absenken.
Doch das eigentliche Highlight sitzt, wie so oft, am Heck. Die neue Abgasanlage ist keine simple Schalldose, sondern ein Ingenieursstück, das auch in der Formel 1 nicht fehl am Platz wäre. Novitec fertigt sie wahlweise aus Edelstahl oder Inconel – einer hochfesten Nickel-Chrom-Legierung, die selbst bei Temperaturen jenseits der 1.000 Grad stabil bleibt. Inconel wird normalerweise in Turbinen oder Raketen verwendet – und jetzt eben im Ferrari-Heck.
Dazu gibt es Endrohre im Format 112 x 100 Millimeter, die sich elegant in die Heckpartie einfügen. Optional sind sie in Schwarz gehalten oder mit einer 999er-Feingoldbeschichtung überzogen. Das klingt nach Bling, erfüllt aber einen Zweck: Gold leitet Hitze besser ab und sorgt für gleichmäßigere Wärmeverteilung.
Die Endrohre gibts auf Wunsch mit einer 999er-Feingoldbeschichtung
Über eine Klappensteuerung lässt sich der Sound von dezentem Grollen bis hin zum infernalischen V12-Chor modulieren. Kein synthetisches Fake-Dröhnen, sondern echtes Ansaug- und Verbrennungsorchester. Wer morgens spät dran ist, sollte allerdings wissen: Der Nachbar erkennt den Unterschied zwischen Comfort und Race-Modus – selbst durch zwei Wände.
Leistungssteigerungen für den 6,5-Liter-V12 befinden sich noch in Arbeit, doch schon die Auspuffanlage soll spürbare Änderungen in Ansprechverhalten und Drehmomentkurve bringen. In Kombination mit leichteren Sportkatalysatoren reagiert der Motor bissiger und klingt zugleich kultivierter.
Innen bietet Novitec wie gewohnt freie Hand: Leder, Alcantara, Carbon – jeder Kunde darf sich seinen persönlichen Zwölfzylinder-Thron gestalten. Damit bleibt der 12Cilindri trotz aller Tuning-Komponenten ein echter Gran Turismo – nur eben einer, der sich klanglich und optisch deutlich vom Serienmodell absetzt.
Dass Novitec diesen Spagat zwischen Understatement und Übermut beherrscht, haben die Schwaben schon beim Ferrari 296 GTS bewiesen. Auch SF90 Stradale, F8 Tributo und 812 Superfast tragen längst das Signet aus Stetten.