
Das Jahr 2026 wird ein epochaler Wendepunkt für die Automobilindustrie sein: Es geht längst nicht mehr nur um den Wettlauf zur Elektromobilität, sondern um eine komplexe Herausforderung, bei der Technologie, Geopolitik, Energie und industrielle Kultur miteinander verwoben sind. Nach über einem Jahrhundert westlicher Dominanz hat sich die Machtkarte verschoben: China gibt das Tempo bei Produktion und Innovation vor, Europa verteidigt sein ingenieurstechnisches Know-how und Nordamerika setzt auf die Integration von Software und intelligenter Mobilität.
In diesem Szenario, das sich schneller verändert als jemals zuvor in der Geschichte, kristallisieren sich wenige Protagonisten heraus, die in der Lage sind, Unternehmen von gigantischem Ausmaß zu lenken. Es sind Unternehmer, Ingenieure und Designer, die mit ihren Entscheidungen das Schicksal des Automobils bestimmen werden – nicht mehr nur als "Maschine", um von A nach B zu gelangen, sondern als technologisches, kulturelles und soziales Objekt.
Die folgende Liste, die unsere italienische Kollegin zusammengestellt hat, versammelt zehn Schlüsselfiguren, die unserer Meinung nach mehr als andere die Zukunft der globalen Mobilität prägen werden: von Elon Musk, der trotz seiner Abstecher in die Politik weiterhin einflussreich ist, bis hin zu Zeng Yuqun (Robin Zeng), Gründer und CEO des weltweit größten Batterieherstellers (CATL), sowie drei Frauen, die sich in einer historisch männlich dominierten Branche ihren Weg bahnen (Stella Li, Mary Barra und Wang Fengying).
Wir gehen in alphabetischer Reihenfolge vor:
Akio Toyoda, Toyota
Akio Toyoda, Toyota
Als Symbol für Ausgewogenheit repräsentiert Akio Toyoda, seit 2009 Präsident und CEO der Toyota Motor Corporation, nach wie vor die Spitze der globalen Automobilindustrie. Toyota ist dank seiner gefestigten Präsenz in zahlreichen Märkten auf allen Kontinenten weiterhin Verkaufsführer. Unter seiner Führung hat Toyota seine Position gefestigt – mit zunehmendem Fokus auf Elektrofahrzeuge, Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge.
Im Jahr 2026 wird Toyoda eine weltweit einflussreiche Figur bleiben, denn seine Strategie wird bestimmen, wie der japanische Gigant den Übergang zur Elektromobilität angeht, wie er international wettbewerbsfähig bleibt und welche entscheidenden Technologie-Allianzen er eingeht. Mit der chinesischen Konkurrenz im Nacken (sprich: BYD) stellt sich die Frage: Wird Toyota es schaffen, auch 2026 Weltmarktführer zu bleiben?
Antonio Filosa, Stellantis
Antonio Filosa, Stellantis
Antonio Filosa wurde im Juni 2025 CEO von Stellantis und bringt jahrelange Erfahrung im Management von Marken wie Jeep und Fiat sowie eine ausgeprägte Innovationsfreude mit. Allerdings navigiert das Unternehmen in unruhigen Gewässern: Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete Stellantis Nettoverluste von rund 2,3 Milliarden Euro bei Umsatzrückgängen von 13 Prozent und einer bereinigten operativen Marge von knapp 0,7 Prozent – Zeichen eines Unternehmens unter Druck zwischen Zöllen, Produktionskosten und globalem Wettbewerb.
Auch 2026 muss Filosa komplexe Herausforderungen meistern: die Rentabilität wiederbeleben, die Beschleunigung in Richtung Elektromobilität vorantreiben, die Konkurrenz chinesischer Hersteller bewältigen und die globale Präsenz der 14 unterschiedlichen Stellantis-Marken neu organisieren. Dank strategischer Partnerschaften wie der mit NVIDIA für fortschrittliche Fahrassistenzsysteme und mit Leapmotor für Elektrofahrzeuge setzt Filosa darauf, Schwierigkeiten in Chancen zu verwandeln, Stellantis wettbewerbsfähiger zu machen und sich als herausragende Figur im weltweiten Automobilsektor zu positionieren.
Elon Musk, Tesla
Elon Musk, Tesla
2024 verzeichnete Tesla erstmals seit über einem Jahrzehnt einen jährlichen Rückgang bei den Auslieferungen, und 2025 hat den Trend nicht umgekehrt. Eine von Forschern der Yale University durchgeführte und vom National Bureau of Economic Research (NBER) veröffentlichte Studie schätzt, dass Tesla zwischen Oktober 2022 und April 2025 in den USA zwischen 1 und 1,26 Millionen Autos mehr hätte verkaufen können, wenn Musk Donald Trump nicht offen unterstützt hätte – eine potenzielle Steigerung von 67 bis 83 Prozent gegenüber den tatsächlichen Ergebnissen.
Die Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als lehrbuchreifes Beispiel für "CEO-Aktivismus" mit außergewöhnlich kostspieligen Folgen für den Autobauer. Dennoch bleibt Musk die absolute Referenz für Software, autonomes Fahren und integrierte Produktion, weil er weiterhin die Fähigkeit besitzt, globale Trends zu definieren – auch wenn die chinesische Konkurrenz zunehmend aggressiver wird.
Jen-Hsun Huang, NVIDIA
Jen-Hsun Huang, NVIDIA
Jensen Huang, CEO von NVIDIA, hat das Unternehmen vom Chiphersteller zum Hauptakteur der Mobilität von morgen transformiert. NVIDIA bietet integrierte Plattformen für intelligente Autos und kombiniert leistungsstarke Hardware mit fortschrittlicher Software für autonomes Fahren und künstliche Bildverarbeitung – als strategischer Partner für Autohersteller wie GM und Hyundai.
Huangs Vision umfasst die "physische KI": Intelligenzen, die in der realen Welt agieren können, von Autos bis zu Fabriken, und Fahrzeuge sicherer, effizienter und vernetzter machen. Sein Einfluss wird auch von Regulierungen, gesellschaftlicher Akzeptanz und Wettbewerb abhängen, doch die zentrale Rolle von NVIDIA bei den Basistechnologien des Autos positioniert ihn als einen der führenden Köpfe der Branche.
Wenn sich die aktuellen Projekte bis 2026 konkretisieren, wird Huang unweigerlich zu den einflussreichsten Figuren der Automobilwelt gehören und die Evolution von Autos hin zu intelligenten, vernetzten Systemen anführen.
Mary Barra, General Motors
Mary Barra, General Motors
Mary Barra lenkt General Motors mit einer klaren Vision: einen historischen Giganten der Autoindustrie in einen globalen Player für Elektro- und vernetzte Mobilität zu transformieren. Seit 2014 an der Spitze des Konzerns vereint Barra fundiertes Ingenieurwissen mit strategischem Geschick und führt GM durch die Herausforderung der Energiewende, die Entwicklung der Ultium-Plattform und die selektive Expansion in Schlüsselmärkte wie USA, China und Südamerika.
Auch wenn GM global nicht mehr so dominant ist wie früher, bleibt das Unternehmen ein mächtiger Akteur in Nordamerika (im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Verkäufe in den USA um rund 12 Prozent, deutlich über dem Marktwachstum von etwa 4 Prozent) und verfügt über Infrastrukturen und Know-how, die es ihm ermöglichen, im neuen EV-Ökosystem zu bestehen (Chevrolet gehört nach Tesla zu den meistverkauften Marken).
Im Jahr 2026 wird Barra voraussichtlich eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der globalen Automobilbranche sein, denn sie muss GM angesichts einer zunehmend aggressiven Konkurrenz in einer relevanten Position halten. Wird ihr das gelingen?
Mate Rimac, Rimac Group / Bugatti-Rimac
Mate Rimac, Rimac Group / Bugatti-Rimac
Mate Rimac ist Gründer und Vorsitzender der Rimac Group, zu der sowohl Rimac Technology als auch das Joint Venture Bugatti Rimac gehören. 2024 erzielte die Gruppe einen Umsatz von rund 13 Millionen Euro bei einem Nettoverlust von etwa 95 Millionen – ein Zeichen für ein stark expandierendes, aber noch in der Phase massiver Investitionen befindliches Unternehmen.
Im Jahr 2026 könnte Rimac eine Schlüsselrolle in der globalen Automobilindustrie spielen – dank der Erhöhung der Produktionskapazität seiner EV-Technologien mit dem Ziel, 100.000 Einheiten pro Jahr bei Batterien und elektrischen Komponenten zu erreichen, sowie durch gefestigte Kooperationen mit internationalen Herstellern. Die wichtigsten Herausforderungen werden das Management des großflächigen Wachstums, die Eindämmung der Verluste und die Wahrung des technologischen Vorsprungs in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt sein.
Wenn es ihm gelingt, diese Variablen in Balance zu bringen, könnte sich Mate Rimac 2026 als einer der einflussreichsten Vordenker des Übergangs zur Elektromobilität etablieren.
Oliver Blume, Volkswagen Group
Oliver Blume, Volkswagen Group
Ab Januar 2026 übernimmt Michael Leiters, ehemaliger CEO von McLaren Automotive und früherer Chief Technology Officer von Ferrari, offiziell die Position des Porsche-CEO. Der Grund: Oliver Blumes Doppelrolle, bei der er seine Zeit zwischen Porsche und dem Volkswagen-Konzern aufteilte, gefiel den Aktionären nicht – sie waren besorgt über die Ergebnisse.
Jetzt wird sich Blume ausschließlich auf den deutschen Konzern konzentrieren, und wir erwarten eine Beschleunigung. Blume arbeitet an einer immer engeren Zusammenarbeit mit China (er setzt stark auf die Allianz mit XPeng) und an einer technologischen Vereinfachung im Inneren (er will mit der SSP-Plattform verlorenes Terrain zurückgewinnen) – wir werden sehen.
Stella Li, BYD
Stella Li, BYD
Stella Li ist eine der einflussreichsten Frauen im weltweiten Panorama der Elektromobilität. Die chinesisch-amerikanische Managerin mit Statistik-Ausbildung an der Fudan University in Shanghai hat ihre Karriere seit den 1990er-Jahren bei BYD aufgebaut und dazu beigetragen, die Marke vom Batteriehersteller zum globalen Giganten der nachhaltigen Mobilität zu transformieren.
Heute ist sie Executive Vice President des Konzerns und verantwortlich für die internationale Expansion, mit der sie den Eintritt von BYD in strategische Märkte wie Europa, Lateinamerika und den Nahen Osten leitet. Unter ihrer Führung hat das Unternehmen Rekordmarken bei der Produktion von Fahrzeugen mit neuen Antriebsformen erreicht und seine Lieferkette konsolidiert – von Batterien bis zu Energiespeichersystemen.
Im Jahr 2026 wird Stella Li eine der entscheidenden Persönlichkeiten der globalen Automobilbranche sein: Ihr pragmatischer und visionärer Ansatz, der Technologie, industrielle Effizienz und kulturelles Feingefühl vereint, stellt sie ins Zentrum der elektrischen Revolution, die das Machtgefüge zwischen China und dem Rest der Welt neu definiert.
Wang Fengying, XPeng Motors
Wang Fengying, XPeng Motors
Wang Fengying, 1970 in der chinesischen Provinz Hebei geboren, ist eine der angesehensten und respektiertesten Persönlichkeiten der weltweiten Automobilbranche. Nach über dreißig Jahren Karriere bei Great Wall Motor, wo sie bis zur Generaldirektorin aufstieg, ist sie seit 2023 Präsidentin von XPeng Motors, einer der innovativsten chinesischen Marken im Bereich intelligenter Elektrofahrzeuge.
Heute leitet sie die globale Strategie des Unternehmens und beaufsichtigt Produktentwicklung, Vertrieb und internationale Expansion nach Europa, in den Nahen Osten und nach Südostasien. Dank ihrer industriellen Erfahrung und ihrer Fähigkeit, Technologie, Design und Nachhaltigkeit zu integrieren, verwandelt Wang XPeng von einem lokalen Akteur zu einem globalen Player.
Im Jahr 2026 wird ihr Name zu den einflussreichsten der Automobilwelt gehören – als Symbol einer neuen Generation von Führungskräften, die die Elektromobilität neu definieren und die chinesische Industrie dazu bringen, auf Augenhöhe mit den westlichen Giganten zu konkurrieren.
Zeng Yuqun (Robin Zeng), CATL
Zeng Yuqun (Robin Zeng), CATL
In der Epoche, in der wir leben, MUSS man über Batterien für Elektroautos sprechen. Puristen und Liebhaber der Handschaltung werden jetzt die Nase rümpfen, aber der Name Zeng Yuqun (Robin Zeng), Gründer und CEO des weltweit größten Batterieherstellers (CATL), gehört zu den einflussreichsten Personen der Automobilindustrie.
Mehr noch: Wir können uns zu der Aussage hinreißen lassen, dass er 2026 "der mächtigste Mann der Elektroautomobilität" sein wird – weil er den Zugang zur Zellentechnologie und zu den Rohstoffen kontrolliert.