
Zu sagen, dass Porsche in China zu kämpfen hat, wäre ein Euphemismus. 2024 fielen die Verkäufe um 28 Prozent auf 56.887 Fahrzeuge. Bis September dieses Jahres setzte sich der Rückgang fort, und die Auslieferungen gingen um weitere 26 Prozent zurück. Zuffenhausen taumelt, aber aufgeben will man das einst so lukrative China-Geschäft offenbar noch nicht.
Mit Blick auf die Zukunft hat der Sportwagenhersteller einen Plan mit dem Namen "Winning Back China" entwickelt, auch wenn man einräumt, dass eine Rückkehr zu früheren Absatzzahlen unrealistisch ist.
In einem Interview mit dem Wirtschaftsblatt Automobilwoche gab Alexander Pollich, CEO von Porsche China, offen zu, dass die Konkurrenz groß und "das Innovationstempo in China atemberaubend ist". Er erinnert daran, dass der Taycan bei seiner Markteinführung erfolgreich war, aber jetzt "gibt es eine wahre Flut von elektrischen Limousinen in ganz anderen Preissegmenten."
"Das Innovationstempo in China ist atemberaubend, ebenso wie die Vielfalt der angebotenen Produkte. Und Preis- und Marketingstrategien scheinen sich täglich zu ändern. Plötzlich hat man es mit einer Vielzahl von Marktteilnehmern zu tun. Und die Autos treffen den Geschmack der Kunden, seien wir mal ehrlich. Aber wir stellen uns dieser Herausforderung".
Die Verkäufe haben nicht nur unter dem Zustrom preiswerterer E-Fahrzeuge gelitten, sondern auch unter einer niedrigeren Luxussteuergrenze. Seit 2016 lag sie bei 1,3 Millionen Yuan (knapp 157.000 Euro)), aber seit dem 20. Juli dieses Jahres wurde sie auf 900.000 Yuan (108.500 Euro) gesenkt. Diese Änderung wirkte sich natürlich auf das Geschäft aus und machte die Autos noch teurer.
Porsche Cayenne Electric
Folglich schraubt Porsche sein Angebot zurück. Von 150 Verkaufsstellen im Jahr 2024 sind jetzt noch noch 120 übrig. Bis Ende nächsten Jahres wird es nur noch 80 stationäre Händler geben. Die verbleibenden Autohäuser warten sehnsüchtig auf die neu angekündigten SUVs mit Verbrennungsmotor. Die Schwaben haben ja bereits bestätigt, jetzt doch einen Nachfolger für den Verbrenner-Macan zu bringen. Darüber hinaus wird das langersehnte XL-SUV mit drei Sitzreihen, das eigentlich ausschließlich elektrisch betrieben werden sollte, zunächst mit Verbrennungsmotoren auf den Markt kommen.
Im Rahmen der "Winning Back China"-Strategie werden Elektrofahrzeuge weiterhin eine Rolle spielen. Den elektrischen Cayenne wird man in China genauso vermarkten wie die kommenden E-Sportwagen 718 Cayman und Boxster. Letztere sollen "einzigartig in China sein, was ihre Sportlichkeit angeht".
Der Porsche-Chef in China warnt vor einem "herausfordernden" Jahr 2026. Überraschend kommt das nicht. Die neuen Benziner-SUVs werden erst später in diesem Jahrzehnt auf den Markt kommen. Unterdessen ist ein Absatz-Booster in Form eines Markenablegers (so wie es Audi mit seinem verwirrend benannten AUDI getan hat) nicht zu erwarten. Pollich schloss dies zwar nicht völlig aus, stellte aber klar, dass es derzeit keine Pläne für eine zweite Porsche-Marke gibt.
Porsche Cayenne Electric
Porsche ist kein Einzelfall, denn die deutsche Konkurrenz hat auf dem größten Automarkt der Welt zu kämpfen. Die BMW Group (einschließlich MINI) verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rückgang von 13 Prozent, Mercedes fiel um sieben Prozent und Audi um 10,9 Prozent. Es ist die neue Realität auf einem hart umkämpften Markt, der durch den Aufstieg lokaler Autohersteller geprägt ist. China hat die etablierten Unternehmen eingeholt, und die Preise der heimischen Marken sind unschlagbar, vor allem im Segment der Elektroautos.
Im Fall von Porsche hat die starke Ausrichtung auf Elektrofahrzeuge sicherlich nicht geholfen, aber das wiedererwachte Interesse an Verbrennungsmotoren könnte dem Unternehmen zugute kommen.