
Der Vergleich zwischen Maserati MCPura und Porsche 911 Turbo S mag auf den ersten Blick nicht ganz stimmig wirken, weil die beiden Autos so ungleich sind. Aber wir reden hier doch über zwei Supersportwagen, auch wenn sie sehr unterschiedliche Philosophien verkörpern:, Heck- gegen Mittelmotor, handwerkliche Reinheit gegen technische Perfektion, der Klang des Nettuno-V6 gegen die Effizienz des neuen T-Hybrid-Sechszylinders.
Beide erhielten kürzlich ein Facelift (auch wenn beim Maserati bis auf eine kleine Namensänderung so gut wie nichts passiert ist). Der MCPura verkörpert eher die mechanische Essenz - ohne Elektrifizierung und recht kompromisslos. Auf der anderen Seite haben wir den stärksten Serien-Elfer aller Zeiten, den ersten Turbo, der Elektrifizierung nutzt, um seine Leistung nochmal auf ein neues Niveau zu heben.
Abmessungen/Design
Die MCPura unterscheidet sich optisch kaum von seinem Vorgänger MC20, behält dessen Proportionen sowie die flache Silhouette bei (4,67 Meter Länge und 1,23 Meter Höhe). Die Front ist inspiriert von historischen Monoposto des Hauses und vom GT2 Stradale.
Das Ergebnis ist ein Mix aus Aggressivität und klaren Flächen. Es gibt keine übertriebenen Anbauteile, sondern gespannte Linien, die das schlanke Profil betonen. Die 20-Zoll-Felgen interpretieren klassische Speichenräder der 1950er Jahre neu, während der Farbton „Devil Orange“ an Maria Teresa De Filippis erinnert – die erste Frau in der Formel 1 und am Steuer eines Maserati.
Die Aerodynamik entstand in Zusammenarbeit mit Dallara. Die Flügeltüren bleiben ein ikonisches Merkmal, helfen beim Einstieg und auch bei der Luftführung. Optional gibt es einen größeren Heckspoiler aus Carbon.
Maserati MCPura
Porsche 911 Turbo S
Wir erwähnten es bereits bei unserem großen Test des neuen 992.2 Turbo S: die optischen Änderungen am Facelift sind technisch total nachvollziehbar, aber optisch wohl nicht jedermanns Sache. Hier geht es vor allem um die neuen Aero-Klappen in der Frontschürze. Dahinter verbirgt sich ein neuer adaptiver Frontdiffusor. Am Heck gibt es ein neues Leichtenband und wie üblich einen variablen Heckflügel. Der Hintern soll breiter wirken als bisher.
Der Farbton „Turbonite“ prägt Embleme, Umrandungen und Schriftzüge. Optional sind unter anderem Scheibenwischer aus Carbon zu haben.
| Modell | Länge | Breite | Höhe | Radstand |
| Maserati MCPura | 4,67 m | 1,97 m | 1,23 m | 2,70 m |
| Porsche 911 Turbo S | 4,55 m | 1,90 m | 1,31 m | 2,45 m |
Innenraum
Im Innenraum des MCPura dominiert Modeneser Handwerkskunst. Alcantara prägt nahezu jede Fläche – Armaturenbrett, Türverkleidungen, Sitze und Lenkrad. Zudem sieht man viel Carbon. Das Lenkrad mit abgeflachtem Kranz lehnt sich an den GT2 an und integriert die Tasten für Start und Launch Control. Optional gibt es eine LED-Schaltanzeige.
Maserati MCPura, der Innenraum
Porsche 911 Turbo S, der Innenraum
Das MIA-System (Maserati Intelligent Assistant) basiert auf Android Automotive und steuert zwei 10,25-Zoll-Displays für Instrumente und Infotainment. Die „Performance Pages“ zeigen Echtzeitdaten an. Maserati Connect ermöglicht Fernzugriff auf die Fahrzeugfunktionen und integriert Alexa sowie Google Assistant. Das Sonus-Faber-Soundsystem mit bis zu zwölf Lautsprechern ergänzt das hochwertige Ambiente.
In der Roadster-Version Cielo kann das PDLC-Glasdach per Knopfdruck zwischen transparent und opak wechseln und verwandelt den Innenraum in eine helle Lounge. Sowohl Coupé als auch Cielo sind reine Zweisitzer. Sie bieten zwei kleine Gepäckfächer: 100 Liter hinten und 50 Liter vorn.
Maserati MCPura, ein Detail der Sitze
Porsche 911 Turbo S, die Sitze
Innen orientiert sich auch der Turbo S am Facelift der übrigen 911-Varianten. Dazu gehören ein neues, besser ablesbares Instrumentendisplay sowie ein neuer Startknopf links vom Lenkrad. Der Qualitätseindruck ist hochwertig, alles andere wäre bei diesem Preisschild aber auch seltsam. Die Möglichkeiten zur Individualisierung und der damit einhergehenden finanziellen Verausgabung sind nahezu unendlich. Die Porsche Exclusive Manufaktur macht es möglich.
Das 911 Turbo S Cabrio ist ein 2+2-Sitzer, im Coupé gibt es die Rückbank optional ohne Aufpreis. Auch hier gibt es zwei Gepäckabteile: vorn mit 128 Litern und hinten mit 245 Litern.
Antrieb
Hinter den Sitzen des Maserati arbeitet das Herzstück der Marke: der 3,0-Liter-V6-Biturbo „Nettuno“ mit Trockensumpfschmierung und Vorkammerzündung. Er leistet 630 PS und 720 Nm und beschleunigt 1.475 Kilogramm Fahrzeuggewicht. Das ergibt ein Leistungsgewicht von 2,33 kg/PS. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 2,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 325 km/h. Ein Achtgang-Doppelkuppler übernimmt die Schaltarbeit, die Kraft geht an die Hinterräder. Das Carbon-Monocoque sorgt für hohe Steifigkeit und geringes Gewicht.
Maserati MCPura
Porsche 911 Turbo S
Nach dem 911 GTS ist der Turbo S nun der zweite Elfer, der hybridisiert wurde. Sein 3,6-Liter-Boxer mit T-Hybrid arbeitet mit zwei elektrischen Turboladern, E-Motor im 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und einer 1,9-kWh-Batterie. Die Gesamtleistung beträgt 711 PS und 800 Nm. Allrad ist beim Turbo obligatorisch.
Das Hybrid-System bringt gut 80 Kilo Extra-Gewicht, der Turbo ist mit 1.800 Kilo (inklusive Fahrer) inzwischen ein ganz schöner Brocken. Trotz der Pfunde beschleunigt das Auto in 2,5 Sekunden auf 100 km/h und erreicht 322 km/h. Am Nürburgring fuhr er eine Zeit von 7:03,920 Minuten – 14 Sekunden schneller als sein Vorgänger.
Die Wankstabilisierung ist nun ans 400-Volt-Bordnetz angeschlossen und arbeitet deutlich schneller. Der Turbo S liefert brachiale, aber kinderleicht zu beherrschende Fahrdynamik.
| Modell | Motor | Leistung | Drehmoment | 0-100 km/h | Vmax |
| Maserati MCPura | 3.0 V6 Biturbo | 630 PS | 720 Nm | 2.9 Sekunden | 325 km/h |
| Porsche 911 Turbo S | 3.6 B6-Biturbo T-Hybrid | 711 PS | 800 Nm | 2.5 Sekunden | 322 km/h |
Preise
Die Preise des Maserati MCPura beginnen bei 248.856 Euro fürs Coupé und rund 275.000 Euro für den offenen Cielo.
Der neue Porsche 911 Turbo S ist ab 271.000 Euro erhältlich, die Cabriolet-Version kostet mindestens 285.200 Euro.