
Anfang dieses Jahres hat die Europäische Union ihren Standpunkt bekräftigt, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 schrittweise einzustellen. Die Entscheidung ist jedoch nicht in Stein gemeißelt, da die Verpflichtung zur Abgasfreiheit noch zur Debatte steht. Ursprünglich war geplant, den Vorschlag im Jahr 2026 zu überprüfen, aber das wurde auf nächsten Monat verschoben.
Aus offensichtlichen Gründen sind die meisten Autohersteller gegen die Maßnahme. Nun meldet sich auch Stellantis zu Wort.
In einem Interview mit Politico sagte John Elkann, der Vorstandsvorsitzende des Automobilkonzerns, dass die EU die Maßnahme überdenken und Verbrennungsmotoren über das Jahr 2035 hinaus zulassen sollte. Er bezog sich dabei insbesondere auf Plug-in-Hybride und Elektrofahrzeuge mit verlängerter Reichweite, bei denen der Verbrenner als Generator zum Aufladen der Batterie dient. Elkann, der auch Vorsitzender von Ferrari ist, sieht die Zukunft alternativer Kraftstoffe als weiteren Weg zur Dekarbonisierung.
Aber schon vor dem vorgeschlagenen Stichtag 2035 müssen Autohersteller, die in Europa Autos verkaufen, andere Ziele erreichen. Sie müssen schrittweise niedrigere Flottenemissionen einhalten, die im Zeitraum 2025-2029 um 15 Prozent gegenüber dem Zeitraum 2020-2024 sinken sollen. Die EU wollte ursprünglich, dass die Autohersteller das neue Ziel bis Ende dieses Jahres erreichen, hat ihnen aber inzwischen mehr Zeit eingeräumt. Sie müssen nun im Zeitraum 2025-2027 einen Durchschnittswert von 93,6 g/km erreichen, anstatt sich an strenge jährliche Grenzwerte zu halten.
Die nächste Hürde kommt im Jahr 2030 für den Zeitraum bis Ende 2034. Dann müssen die Unternehmen ihre Flottenemissionen noch weiter senken und dürfen nur noch 49,5 g/km erreichen. Elkann möchte, dass die EU den Autoherstellern mehr Zeit für die Einhaltung der Vorschriften gibt. Anstatt das strengere Jahresziel ab 2030 erfüllen zu müssen, sollte die Branche nach Ansicht des Stellantis-Vorsitzenden die Möglichkeit haben, die Emissionen im Durchschnitt über fünf Jahre (2028-2032) zu senken.
Es ist verständlich, warum Stellantis und andere große Autohersteller dagegen sind, nur noch Elektroautos zu verkaufen. Nach Angaben des Europäischen Automobilherstellerverbands (ACEA) lag der Marktanteil von Elektrofahrzeugen in der Europäischen Union bis September bei nur 16,1 Prozent. Dass man sich in neun Jahren auf die geforderten 100 Prozent steigert, ist höchst unrealistisch und würde in der gesamten Branche verheerende Folgen haben. Eine enorme Anzahl von Arbeitsplätzen steht auf dem Spiel.
Vor ein paar Monaten sagte der Chief Technology Officer von BMW, Joachim Post, dass eine forcierte Einführung von E-Fahrzeugen "eine Industrie umbringen kann". Seine Aussage spiegelte eine ähnliche Warnung von Mercedes-CEO Ola Källenius wider. Er argumentierte, dass die europäische Autoindustrie "mit voller Geschwindigkeit gegen eine Wand fährt", wenn das Verbrenner-Verbot bestehen bleibt.
Der Anteil der Elektroautos an den Gesamtverkäufen in den 27 EU-Ländern wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich steigen. Das ist nicht nur eine wilde Vermutung, sondern eine fundierte Annahme, die sich auf einen Zustrom neuer erschwinglicher Modelle stützt. Renault hat gerade seinen Twingo vorgestellt, der für unter 20.000 Euro auf den Markt kommen soll. Zudem wird Volkswagen 2026 einen 25.000 Euro teuren ID. Polo einführen, gefolgt von einem kleineren 20.000-Euro-Modell im Jahr 2027.
Natürlich gibt es auch eine wachsende Konkurrenz durch erschwingliche chinesische Elektroautos, was es den etablierten europäischen Herstellern sicher nicht leichter macht. Preisgünstige Modelle wie der Citroën ë-C3, der für unter 20.000 Euro zu haben ist, sind aktuell noch Mangelware.