
Mercedes-Benz Trucks hat eine lange Sicherheits-Tradition. Seit 1972 analysiert die hauseigene Unfallforschung reale Crashs und leitet daraus Verbesserungen ab. Früh kamen Meilensteine in die Serie, etwa der Active Brake Assist 1 im Jahr 2006, der erstmals innerhalb seiner Systemgrenzen eine Vollbremsung einleitete.
2016 folgte der Abbiegeassistent ab Werk, 2018 ermöglichte der Active Drive Assist teilautomatisiertes Fahren auf Level 2, und 2021 kam der Active Sideguard Assist mit aktivem Bremseingriff. Der neue Safety Truck knüpft genau daran an. Er zeigt auf Basis des batterieelektrischen eActros 600, wie weit moderne Assistenzsysteme heute sind und warum das Leben retten kann.
Sensorfusion mit 270 Grad Blick
Herzstück ist eine neue Elektronikplattform, die Radar und Kameras zu einem gemeinsamen Bild verschmilzt. Sechs Sensoren decken rund 270 Grad um den Lkw ab, die Rechenleistung ist deutlich höher. Ergebnis ist eine bessere Erkennung von Gefahrensituationen nach vorn und zur Seite. Das hilft vor allem denjenigen, die bei Lkw-Unfällen am stärksten gefährdet sind. Laut EU CARE-Daten waren 2023 in Unfällen mit schweren Güterkraftfahrzeugen etwa 90 Prozent der Todesopfer keine Lkw-Insassen. Mehr Sicherheit für Außenstehende ist daher ein entscheidender Hebel.
Active Brake Assist 6 und 6 Plus
Der Notbremsassistent der sechsten Generation reagiert nun bis 60 km/h mit Vollbremsung auf querende, entgegenkommende oder in der Spur laufende Fußgänger und Radfahrer. Vor stehenden Fahrzeugen ist die Vollbremsung bis über 80 km/h möglich. Dazu kommt eine Mehrspurüberwachung bis 250 Meter. Ab Februar 2026 folgt der Active Brake Assist 6 Plus, der Teile der künftigen AEBS-Regelung bereits vorerfüllt.
Schutz an den Flanken und vorn
Der Active Sideguard Assist 2 überwacht Fahrer- und Beifahrerseite, warnt zweistufig und kann beim Rechtsabbiegen bis 20 km/h automatisiert bis zum Stillstand bremsen, wenn niemand rechtzeitig reagiert. Er deckt 30 Meter hinter und 7 Meter vor dem Lkw ab. Den Nahbereich direkt vor dem Fahrzeug übernimmt der Front Guard Assist. Er erkennt stehende und bewegte Objekte zwischen etwa 0,8 und vier Metern über die gesamte Fahrzeugbreite und unterstützt beim Anfahren und an Kreuzungen mit Warnungen bis 15 km/h.
Verkehrszeichen stets im Blick
Der Traffic Sign Assist zeigt im Mercedes-Cockpit die zuletzt erkannten Zeichen an, nicht nur Tempolimits, sondern auch Überholverbote und weitere Warnschilder. Bei Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit gibt es eine akustische Warnung. Kamera, Karten und GPS arbeiten zusammen, die OCR-Technologie liest auch zeitliche Einschränkungen. Das System ist für unterschiedliche europäische Beschilderungen ausgelegt.
Aufmerksam und in der Spur
Ein Spurhalte-Assistent warnt vor dem Verlassen der markierten Spur. Der Aufmerksamkeits-Assistent bewertet typische Lenkmanöver und meldet sich, wenn die Konzentration schwindet. Ab Februar 2026 steht der Attention Assist 2 bereit. Er nutzt eine Infrarotkamera, erkennt Kopf- und Pupillenposition, bewertet Müdigkeitszeichen wie häufiges Blinzeln oder Gähnen und berechnet den Blickwinkel. Alle Daten bleiben im Fahrzeug und werden nach kurzer Zeit automatisch gelöscht.
Teilautomatisiert mit Active Drive Assist 3
ADA 3 unterstützt Längs- und Querführung auf Level 2. Abstand halten, sanft beschleunigen und lenken funktionieren, wenn Markierungen und Kurvenradien passen. Neu ist die Emergency-Steering-Funktion von Mercedes. Erkennt der Sideguard Assist beim Spurwechsel eine Kollisionsgefahr, lenkt ADA 3 aktiv gegen und führt den Lkw zurück in den eigenen Fahrstreifen. Registriert das System, dass der Fahrer nicht mehr eingreifen kann, bremst es kontrolliert bis zum Stillstand und entriegelt die Türen für Ersthelfer.
Stabilität, Sicht und Wahrnehmbarkeit
Stabilitätsregel-Assistent und Anhänger-Stabilitätsregelung reduzieren Schleuder- und Kippgefahr, der Wankregel-Assistent passt die Dämpfung automatisch an Fahrsituation und Beladung an. Die zweite Generation der MirrorCam mit kürzeren Armen und neuen Bildparametern erleichtert Überholen, Rangieren und Fahren bei schlechter Sicht. Für Elektro-Lkw wie den eActros 600 sorgt das gesetzlich geforderte AVAS außen für dezente Warnklänge, damit Fußgänger und Radfahrer den Lkw früher wahrnehmen.
Passive Sicherheit mit klarem Konzept
Bei einem Frontalcrash verlagert ein mechanisches Konzept das Fahrerhaus nach oben aus der Gefahrenzone, Airbag und Gurtstraffer sind verfügbar. Hochvolt-Batterien und Aggregate sind robust geschützt. Das Fahrzeug erkennt besonders schwere Frontaufprall- und Überschlagszenarien und schaltet das Hochvoltsystem automatisch ab, um Insassen, Umfeld und Rettungskräfte zu schützen.
eActros 600 als Technologieträger
Drei LFP-Batteriepakete mit insgesamt 621 kWh ermöglichen rund 500 Kilometer Reichweite unter praxisnahen Bedingungen mit 40 Tonnen Zuggewicht. Mit Zwischenladen in Pausen sind über den Tag deutlich mehr als 1.000 Kilometer möglich. Der eActros 600 ist International Truck of the Year 2025 und bietet in der EU mit Standardauflieger etwa 22 Tonnen Nutzlast. Ein Elektro-Flaggschiff, das Sicherheit und Effizienz zusammenbringt.