
Porsche hat sich inzwischen damit abgefunden, dass die ganze Elektroauto-Geschichte nicht so voranschreitet, wie noch vor einigen Jahren erwartet wurde. Anfang 2022 prognostizierte der scheidende CEO Oliver Blume, dass 2030 bis zu 80 Prozent der verkauften Neuwagen vollelektrisch sein würden. Dieses ehrgeizige Ziel ist nicht mehr gültig, und der neue Plan ist einfach, aber effektiv: den Menschen das geben, was sie wollen.
Australiens Drive Magazin sprach mit dem dortigen Chief Executive Officer und Managing Director von Porsche, der verriet, dass die neue Strategie beide Seiten ansprechen soll. Daniel Schmollinger sagte, man wolle "dem Kunden die freie Wahl lassen, je nachdem, ob er bereit für ein Elektroauto ist oder immer noch Benzinmodelle liebt."
Als Mitglied des Volkswagen-Konzerns ist Porsche in der glücklichen Lage, flexibel zu bleiben und auf unterschiedliche Kundenwünsche zu reagieren. So wird beispielsweise die Entwicklung eines neuen Benziner-SUVs vorangetrieben, das mit dem Audi Q5 verwandt ist und den Verbrenner-Macan ersetzen soll. Dieses Auto war ursprünglich nicht Teil des Plans. Es wird auch nicht Macan heißen, ist aber inzwischen bestätigt. Aller Voraussicht nach wird es auf der Premium Platform Combustion (PPC) basieren, die bereits von mehreren Audi-Modellen verwendet wird.
Apropos Benzinmotoren: Der Cayenne und der Panamera werden ihren großen V8-Motor bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein behalten. Die nächsten Boxster und Cayman werden größtenteils elektrisch angetrieben, aber die Topversionen werden weiterhin einen Verbrennungsmotor haben, möglicherweise einen Hybrid-Boxer, der vom 911 GTS übernommen werden könnte.
Was auch immer die Zukunft für den 718er bereithält, der 911 wird ihn überleben. Zuffenhausen hat immer wieder betont, dass der ikonische 911 als das letzte Auto der Marke mit Verbrennungsmotor in die Geschichte eingehen soll.
Für diejenigen, die bereit sind, auf Elektroantrieb umzusteigen, hat man neben dem Macan und dem Taycan in Kürze auch einen elektrischen Cayenne im Angebot. Das Auto geistert seit gefühlten Ewigkeiten prominent gefeatured durch die Medien, am 19.November wird es nun endlich offiziell präsentiert.
Das künftige XXL-SUV mit drei Sitzreihen und dem Codenamen "K1" wird sowohl mit Verbrennungs- als auch mit Elektroantrieben erhältlich sein, obwohl ursprünglich geplant war, den Luxuswagen ausschließlich mit Elektroantrieb zu verkaufen.
Schmollinger argumentiert, Porsche könne sein Produktportfolio an der Nachfrage ausrichten:
"Wir urteilen nicht, was immer Sie wollen, ist für uns in Ordnung, und wir sind produktionstechnisch in der Lage, auf das zu reagieren, was der Markt will."
Aber es zeichnet sich eine bemerkenswerte Lücke im Portfolio ab. Der Macan der ersten Generation wird Mitte 2026 auslaufen, und der Nachfolger ist wohl erst 2028 bereit. Diese Lücke wird eine ernsthafte Delle in den Verkaufszahlen verursachen, da der kleinere der beiden Porsche-Crossover immer mit an der Spitze der internen Verkaufsrangliste stand. Das Fehlen des Verbrenner-Macan macht sich in Europa bereits bemerkbar. Dort musste das Modell bereits im vergangenen Jahr eingestellt werden, weil es die neuen Cybersicherheitsvorschriften nicht erfüllte.
Mit der Rückendeckung des VW-Konzerns ist Porsche stark genug, um wieder auf die Beine zu kommen, nachdem man die Entwicklung bei den Elektroautos grob überschätzt hat. Aber das Gesamtbild ist wichtig, vor allem weil immer noch unklar ist, ob die Europäische Union den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 verbietet.
Diese Vorgabe ist einer der Hauptgründe dafür, dass so viele alteingesessene Autohersteller E-Fahrzeuge aggressiv vorantreiben. Darüber hinaus zwingen strengere EU-Vorschriften die Unternehmen dazu, mehr Elektroautos zu verkaufen, um ihre Flottenemissionen zu senken und saftige Geldstrafen zu vermeiden.
Alles in allem befinden sich die Autohersteller in einer Zwickmühle. Elektroautos sind noch lange nicht so profitabel oder so populär wie Benzinautos, aber aus regulatorischer Sicht sind sie eine Notwendigkeit.